Anke Dorow

Schrei nach Klarheit

Ich hoffe, du verbringst deinen Sommer(urlaub) bereits so, wie du es dir vorgestellt hast. Mein Sommerurlaub steht mir noch bevor – wenn du mich kennst, dann weißt du bereits, dass ich immer mal gerne etwas kreativ werde. So fahre ich dieses Jahr im Spätsommer in den Urlaub und wir haben eine Interrail-Tour mit dem Rucksack geplant – mit dem Zug durch Europa. Ich bin so aufgeregt! 

Wie ist das bei dir? Wenn du eine neue Reise antrittst, ein neues Vorhaben oder eine Unternehmung planst? 

Es ist doch immer etwas Aufregung und Ungewissheit dabei, oder bist du dir im Vorfeld immer im Klaren?

Wenn wir uns mal umschauen:

Alles ist im Wandel!

Fragt sich der eine noch, wie er die Pandemie überstanden hat, so fragt sich die andere schon, was denn im Herbst komme. Fragt sich die eine noch, wie sie ihrer Berufung nachgehen kann, so fragt sich der andere schon, was denn die nächsten Schritte sein könnten.

Bei all den Fragen vergessen wir einen Aspekt: 

Die Welt IST Veränderung. 

Wir können planen und planen, aber manchmal kommt die Welt und das Leben dazwischen. Den ganzen Tag, ja, unser ganzes Leben lang müssen wir auf unvorhersehbare Ereignisse reagieren oder eigene Pläne aufgrund äußerer Ereignisse über den Haufen werfen. Klarheit löst sich in Nebel auf.

Letztens wurde mir gesagt:

„Anke, ich habe einfach immer nur gerne klare Ansagen, dann kann ich damit arbeiten und voran gehen.“

Wer hätte das nicht gerne in dieser Zeit? 

Momentan reicht ja schon ein Blick in die Nachrichten, um zwischen Klimakatastrophe, Inflation, Inzidenzen und dauernden Konflikten die Balance und die gewünschte Klarheit zu verlieren.

Ich frage mich, was können wir tun?

Ich persönliche finde ein Tool aus der positiven Psychologie immer wieder hilfreich: 

Hier gibt es die sogenannten Schieberegler für Emotionen. Das bedeutet, es gibt nicht nur schwarz und weiß, nein, es gibt ganz viel Grauzone dazwischen. Das bedeutet unzählige Möglichkeiten, wie wir uns fühlen dürfen, wenn mal etwas nicht so klar ist, aber auch unzählige Handlungsoptionen und unzählige Eintrittswahrscheinlichkeiten. 

Hier ein Beispiel:

Du siehst zwischen Mut und Angst liegt unglaublich viel Raum.

Wenn dich eine Nachricht erreicht, die dir Unbehagen verursacht, schau doch mal, welche Emotion dahinter liegt. Dabei kann dir auch ein Blick auf meinen Artikel „Gefühle wahrnehmen und ausdrücken“ helfen. 

Wenn du dann auf das Bild des Schiebereglers in unserem Beispiel bestehend aus Mut – Angst schaust, dann stell dir doch mal die Frage:

„Welche Möglichkeiten könnten in dem Raum dazwischen liegen? – Und wie will ich reagieren?“

Im Grunde finden wir die Klarheit dann in uns selbst. Noch vor 10 Jahren habe ich gelacht, als eine damalige Kollegin mir im Telefonat zu einem aufregenden Kundenfall plötzlich sagte: „Ich bin ein Baum, ich spüre meine Wurzeln und der Rest ist nur der Wind.“ 

Im Coaching verwenden wir zum Beispiel den Lebensbaum als Tool die eigenen Ressourcen, Stärken, Werte, Errungenschaften, Erfolg und vieles mehr  zu erarbeiten. Heute möchte ich dir diese Analogie zur Stärkung geben. 

Der Baum ist verwurzelt in sich selbst. Und so kannst auch du in dir selbst verwurzelt sein: Was bringst du mit? Welche Ressourcen und Fähigkeiten hast du bereits? Was ist dir wirklich wichtig? Was ist dir bereits gut gelungen?

All das bildet dein Fundament – daran arbeiten wir auch in meinem FUTURE READY Programm in Modul 1 und Modul 2.

Mit deinem stabilen Fundament und der Klarheit in dir selbst, kannst du dich sanft nach Norden, Süden, Osten und Westen neigen, je nach Richtung des Sturms. 

Das klingt in der Theorie ganz leicht, aber 

„Leichtigkeit darf keinesfalls mit Mühelosigkeit verwechselt werden. Es erfordert laufende Übung, um sich immer wieder harmonisch und kraftvoll auf sein Umfeld einzustimmen.“

Und ist es nicht oftmals so, dass wir sogar irgendeinem Idealbild von der Zukunft hinterherlaufen, dessen möglichen Erreichen uns sogar unsagbar viel Stress, Kummer und sogar Angst verursachen kann, obwohl doch am Wegesrand so viele schöne Blumen wachsen. (Vielleicht erinnerst du dich an die Geschichte mit dem Mönch?) 

Diese Blumen stellen all die möglichen Alternativen dar, die sich ergeben können, wenn wir nicht fixiert sind, sondern flexibel bleiben.

Somit ist es wieder mal so, dass die Klarheit nicht im Außen zu finden ist, sondern dass sie in unserem Innen wohnt. Egal, was von Außen kommen mag, so haben wir dann selbst die Wahl zu entscheiden: Wir können uns mit dem Sturm mitreißen lassen oder wir schauen in uns und richten uns mit Klarheit wieder neu aus. 

Nun, da du all das weißt, möchte ich mein persönliches Geheimnis für mehr Klarheit teilen:

Mehr Klarheit mit der Kraft deiner Neugier!

Bei all dem, was um dich herum passiert, versuche doch neugierig zu erforschen. Welche Alternativen könnte es geben? Wie könnte es weitergehen? Was wäre der Best Case? Und was wäre akzeptabel für dich und die bestmögliche Alternative für dein Umfeld (#EQ)? 

Werde kreativ! Denn wenn du nicht in einem Problemstrudel verharrst, dann kannst du die volle Kapazität deines Gehirns nutzen und an neuen Lösungen arbeiten. Und hier tut unser Gehirn dann auch, was es am besten kann: Rationale und kreative Entscheidungen treffen.

Ich wünsche dir noch einen wunderbaren und vor allem „klaren“ Sommer. Ich melde mich nächstes Mal von meiner Interrail-Tour durch Europa.

Herzliche Grüße,

Anke


PS: Du vermisst die kleine Geschichte? 

Ich dachte, der Newsletter ist schon lang genug geworden, aber wenn du dich darauf gefreut hast, so findest du natürlich hier mein heutiges Newsletter-Thema in einer kurzen Geschichte verpackt:

Einmal sagte der Zen-Meister zu seinen Schülern:

„Ihr solltet euch alle auf eure gegenwärtige Handlung konzentrieren und kraftvoll üben. Zum Beispiel durch das Rezitieren eines immer gleichen Satzes. (Zum Beispiel: Es geht mir richtig gut.)

Wenn ihr das tut, werden eure täuschenden Gedanken auf natürliche Weise verschwinden, bevor ihr es bemerkt. Zum Beispiel mag ein Gast an einen Ort kommen, wo aktiv Geschäfte getätigt werden, aber er wird schnell nach Hause zurückkehren, so ihm keine Beachtung geschenkt wird. 

Auch wenn täuschende Gedanken natürlich entstehen mögen, werden sie bald verschwinden, wenn ihr kraftvoll übt und ihnen keine Aufmerksamkeit schenkt. Also, beachtet aufkommende Gedanken nicht. Konzentriert euch auf eure gegenwärtige Handlung und Übung. 

Wenn die Früchte der Anstrengung wachsen, werdet ihr die Energie des Erfolgs und der Freude verspüren.“ 

(Geschichte in Anlehnung an „Der Zen-Krieger II“ von Suzuki Shosan)